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Konzert am 9. Juni 2018

Die Programmauswahl  nimmt Bezug auf die Disposition der Schuke – Orgel in der Ev.-Luth. Pfarrkirche St. Marien in Marburg, III/P mit 56 Registern, erbaut von der Berliner Orgelbauwerkstatt GmbH Prof. Karl Schuke von 1968 / 1969. Renoviert 2015 durch Freiburger Orgelbau Späth.

In Verbindung mit den Lebensdaten berühmter Komponisten verehren wir in diesem Programm ihre Werke.

Es erklingt Orgelmusik mit Werken von Lothar Knepper, Georg Böhm. Johann Pachelbel, Johann Gottfried Walther und Johann Sebastian Bach.

Georg Böhm, Schulbildung und Studium in Gotha und Jena, war Organist an der Kirche St. Johannis in Lüneburg, dort starb er 1733 –  in diesem Jahr sein 285. Todestag. In Lüneburg war Johann Sebastian Bach Freischüler des Michaelis-Klosters und sang als Diskantist bei Böhm im Chor. Georg Böhm hat mit seinen reich verzierten Choralvorspielen großen Einfluss auf Bachs frühe Orgelwerke und Klaviersuiten ausgeübt, vor allem schätzte Bach die überaus kunstvollen Bearbeitungen Böhms wegen ihrer ausdrucksvollen, durch Verzierungen geschmückten Kompositionsart, die in Böhms späten Jahren in seiner Lüneburger Zeit entstanden sind.

Außer seinen zahlreichen Orgelwerken schrieb Böhm Kantaten, Motetten und Klavierwerke.

Im „Notenbüchlein“ der Anna Magdalena Bach ( 1725 ), in dem besonders geliebte Stücke Aufnahme fanden, ist auch ein Menuett von Georg Böhm vertreten.

Johann Pachelbel lernte in seiner Zeit als Hoforganist in Eisenach die Familie Bach kennen. Er wechselte dann als Organist an die Predigerkirche  in Erfurt und erteilte dort dem älteren Bruder Johann Sebastian Bachs, Johann Christoph Bach, Orgelunterricht. Später ewirkte er in Nürnberg als Organist an der St. Sebalduskirche. Pachelbel wurde einer der wichtigsten Komponisten der süddeutschen Orgeltradition. Er gilt als ein Wegbereiter des Jahrzehnte später  wirkenden Johann Sebastian Bach. Pachelbels Kompositionen umfassen Choralbearbeitungen, Choralvariationen, Triosonaten, Toccaten, Ciaconen, Fantasien und Fugen. Sein populärstes Werk ist ist der Kanon aus Kanon und Gigue. Es es handelt sich um den einzigen von Pachelbel komponierten Kanon und ist nicht repräsentativ  für sein Gesamtwerk.

Johann Gottfried Wather erhielt seine Ausbildung in seinem Geburtsort in Erfurt bei Johann Bernhard Bach. Nach seiner Tätigkeit in Erfurt wurde er Organist an der St. Peter und Paul, der Herderkirche, in Weimar. Dort schloß er Freundschaft mit Johann Sebastian Bach, beide waren entfernte Vettern. Die Arbeit als Musiklehrer des Prinzen Johann Ernst, Sohn des Herzogs Johann Ernst III. von Schsen-Weimar, verschffte ihm hohes Ansehen. Seine Choralvorspiele in diesem Programm sind seinem 270. Todestag gewidmet. Johann Gottfried Walther, Organist, Kapellmeister, Komponist und Musikwissenschaftler, beeinflusste mit seinen Bearbeitungen italienischer Meister auch Johann Sebastian Bach in dessen Transkriptionen von Kompositionen Vivaldis.

Choralbearbeitungen für Orgel sind für den gottesdienstlichen Gebrauch bestimmt und aus der Organistenpraxis heraus entstanden. Sie gehören zum liturgischen Bestand der Kirchenmusik.

Oft geraten die kunstvollen und inhaltsreichen Choralvorspiele von Komponisten aus unterschiedlichen Stilepochen in Vergessenheit, da aus den verschiedensten Gründen viele Choräle nicht mehr oder immer seltener in manchen Gottesdiensten gesungen werden.

Darum ist es  ein Anliegen auch dieses Programms, erstens wegen des vorgegebenen Themas und zweitens grundsätzlich Choralvorspiele in den Programmablauf einzubeziehen, um einen Beitrag zu leisten zur Verbreitung und Erhaltung dieser wunderbaren Musik.

Die Komposition Palindrom von Lothar Knepper, hat der Komponist 1968 dem Organisten Gotthard Gerber gewidmet anläslich der Einweihung der großen Orgel aus der Werkstatt von Alfred Führer, Wilhelmshaven in der Nikolaikiche Plön.

Der Begriff „Palindrom“ bezeichnet ein Wort, einen Satz, eine Ziffernfolge, die von hinten nach vorn gelesen mit der Originalgestalt identisch ist. Bsp.: die Wörter „Otto“ oder „Anna“, die Zahl „123454321“ oder der denkwürdige Satz: „Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie.“ Hier ist der Versuch gemacht, dieses Prinzip auf die Musik anzuwenden. Dazu eignet sich besonders gut die „Komposition mit 12 aufeinander bezogenen Tönen“ nach Schönberg: Einzelne kurze Abschnitte bauen sich zum Mittelpunkt auf und laufen ab dort spiegelbildlich wieder zum Ausgangpunkt zurück. Hier und da wird das Ganze mit kadenzartigen „Zwischentakten“ gegliedert, und den Schluss bildet eine kurze Coda, die das Hauptthema des Anfangs noch einmal vorstellt, wobei unter jedem Melodieton alle 12 Töne gleichzeitig erklingen.

Abschluss des Programms ist die große Fantasie in g-Moll, BWV 542, in der Bach die Grenzen der harmonischen Vorstellungen seiner Zeit überschreitet. Zwischen den fantasievollen Abschnitten, die an Reger und Mendelssohn erinnern und voller Romantik stecken, stehen zwei Fugati, die ihrerseits Ruhepausen inmitten der harmonischen Vielfalt darstellen.                                                                                                                                                       G.G.