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Konzert am 8. April 2017

PERGOLESI • STABAT MATER

Stabat mater dolorosa, Cujus animam gementem, O quam tristis et afflicta, Quae moerebat et dolebat, Quis est homo, Vidit suum dulcem natum, Eja mater fons amoris, Fac ut ardeat cor meum, Sancta mater istud agas, Fac ut portem Christi mortem, Inflammatus et accensus, Quando corpus morietur, Amen!

Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736) schrieb 1736 sein letztes Werk, das »Stabat mater«, unter dem Eindruck der Tuberkulose, an welcher er im Alter von nur 26 Jahren verstarb. »Stabat mater« – das Requiem der Muttergottes für ihren gekreuzigten Sohn – schildert in stark emotionalen Worten die Passionsgeschichte aus der Sicht Marias, zeigt ihr Leiden am Fuß des Kreuzes und lässt uns an ihrem Schmerz teilhaben. Der bittersüße melodische Gesang verwandelt sie in eine menschliche Figur und lässt ihren mittelalterlichen Charakter, der sie zum Mysterium macht, vergessen. Und so prägen eine direkte, starke Empfindsamkeit und eine galante Schlichtheit dieses in Todesnähe entstandene Werk.

Stabat mater war im 18. Jahrhundert das am häufigsten gedruckte Musikstück und hat zahlreiche Bearbeitungen erfahren (darunter 1781 eine Übersetzung von Christoph Martin Wieland).[1] Johann Sebastian Bach etwa adaptierte es durch Unterlegung eines neuen Textes nach Psalm 51 (Tilge, Höchster, meine Sünden, BWV 1083) für den evangelischen Gottesdienst, Georg Joseph Vogler analysierte und „verbesserte“ das Werk in seiner Kurpfälzischen Tonschule (1778–1781), und Antonio Salieri und Franz Xaver Süßmayr erstellten Ende des 18. Jahrhunderts für die Wiener Hofkapelle eine reicher instrumentierte Version mit vierstimmigem Chor, die 1843 noch einmal von Otto Nicolai überarbeitet wurde.

Die originale Fassung für zwei Solostimmen (Sopran und Alt), hat sich erst im Zuge der Alte-Musik-Bewegung wieder durchgesetzt.

Hermann Wilhelmi interpretiert Toccaten, Fantasien und Choralbearbeitungen für Orgel von Johann Pachelbel (1653-1706)

Konzert am 12.11.2016

STIMMUNGEN Projekt: Erstmalige CD-Einspielung

Werke: Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein (1868-1937): 6 Stimmungen für Klavier, 1915 Max Reger (1873-1916) Variationen über ein Thema von Georg Philipp Telemann für Klavier solo B-Dur op. 134
Hintergrund: 1915 komponierte Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein (1868-1937), vor dem Hintergrund seiner Kriegserlebnisse, „Draußen. Sechs Stimmungen für Klavier“. Für den kunstsinnigen und mäzenatischen Landesfürsten, der so gar nicht zu den monarchischen Stereotypen des wilhelminischen Kaiserreichs gehörte, waren Musik, Literatur und bildende Kunst ein wesentliches persönliches Ausdrucksmittel. Mehr noch versuchte er durch Kunst- und Kulturförderung dem Land auch zu wirtschaftlichem Aufschwung zu verhelfen. Als Initiator der Darmstädter Mathildenhöhe gilt Ernst Ludwig als Jugendstilförderer ohne gleichen. Wie kein anderer Monarch genoss er bis zu seinem Tod ein hohes Ansehen in der hessischen Bevölkerung. Noch heute sind die Errungenschaften seiner Regierungszeit prägend für die hessische Kulturlandschaft.
Projektverlauf: 2009: Ausstellung über Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein im Alten Schloss zu Gießen (Kurator Kay-H. Hörster), hier Spiel einiger Stücke im Rahmen der Ausstellungseröffnung durch Generalmusikdirektor Herbert Gietzen. 2012: Ausstellung „Joseph Maria Olbrichs Jugendstilräume für Großherzog Ernst Ludwig von Hessen im Alten Schloss zu Gießen“, Oberhessisches Museum, Dr. Andreas Ay 2013: Vortrag über den Großherzog für den Kulturförderring Wetzlar, mit musikalischer Begleitung durch Andreas Hering („Erinnerungen an Iljinskoje“). Seit 2014: Zusammenschluss von Andreas Hering, Kay Hörster und Boris Rupp zu einer Projektgruppe für eine erstmalige Einspielung von Kompositionen Ernst Ludwigs. Recherche und Quellenforschung: Kay Hörster Musikalische Auswertung, Auswahl und Einspielung: Andreas Hering Kommunikation, Akquise, Presse: Boris Rupp 2016 Einspielung und Veröffentlichung
Projektziel: Mit „Draußen“ soll erstmals eine Komposition Ernst Ludwigs auf einen Tonträger eingespielt werden. Die sechs Klavierlieder tragen die Überschriften „Heimweh“, „Kindergeplauder“, „Sehnsucht“, „Frühlingsnebel“, „Morgenluft“ und „Hoffnung“ und lassen Bilder mit einer irritierenden Assoziationskraft entstehen. Rasche Tempiwechsel, starke rhythmische Akzente und freie Klangmalerei rufen flüchtige Impressionen und Assoziationen hervor. Skizzenhaft tauchen sechs Stimmungsbilder in loser Folge auf und lassen in ihrer gedrängten Form den inneren Wunsch des Komponisten nach friedvollen und fröhlichen Erinnerungen inmitten des Kriegsgeschehens deutlich werden (unmittelbar nach Kriegsbeginn sollte sich Ernst Ludwig um einen Separatfrieden mit Russland bemühen). Die Lieder werden der Telemann-Variation von Max Reger zur Seite gestellt, den Ernst Ludwig für die Kammermusikfeste 1909 bis 1911 nach Darmstadt geholt und gefördert hatte. Die Einspielung der Kompositionen Ernst Ludwigs leistet einen Beitrag zum Erhalt immateriellen hessischen Kulturguts, indem sie nicht allein dem Kunstgenuss dient, sondern einen bisher unbeschrittenen Rezeptions- und Erinnerungsprozess eröffnet.

Andreas Hering im Schloss Wolfsgartgen
Offizielle Vorstellung der CD „Stimmungen“ am 19. Oktober 2016, Privatfoto (von links nach rechts: Landgraf Donatus von Hessen, Andreas Hering, Prinz Rainer von Hessen, Kay Hörster und Boris Rupp)

Die CD kann über die Website www.an-hering.de und über alle großen Onlinehändler bezogen werden, z.B. jpc: https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/art/stimmungen/hnum/5076278