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Konzert am 1. Juli 2017

Stunde der Orgel mit dem MePHisto-Quartett

Am kommenden Samstag um 18 Uhr spielt in der Lutherischen Pfarrkirche Marburg das MePHisto-Quartett. Die vier Hobby-Musiker knüpfen an die alte Tradition der Streichquartett-Hausmusik an, der sich vor allem Ärzte, Apotheker und Lehrer gewidmet haben. Im MePHisto-Quartett musizieren – daher der Name – eine Ärztin, eine Geschichtslehrerin, ein Arzt und ein Apotheker (Pharmaziehistoriker).

Die Gründer des Quartettes, der Cellist und der 1. Geiger, lernten sich durch einen Marburger Romanistik-Professor kennen, dem beide ihr Leid geklagt hatten, nach vielen Jahren Streichquartettspiel in ihren früheren Wirkungsstätten nun in Marburg keine Mitspieler zu haben. Am 4. Dezember 2003 fand die erste Probe im Institut für Geschichte der Pharmazie im Roten Graben 10 statt. Seitdem – inzwischen gab es lediglich bei den mittleren Stimmen (2. Violine und Viola) personelle Wechsel – treffen sich die Freunde des Streichquartettspiels fast wöchentlich zum gemeinsamen Musizieren.

Das Konzert bietet mit einem Quartett von Georg Philipp Telemann (1681–1767) – dem ersten Werk, das explizit für diese Besetzung komponiert wurde –, einem bekannten Streichquartett von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) (Jagdquartett. KV 458) und einem Spätwerk von Joseph Haydn (1732–1809) („Komplimentierquartett“, Op 77, Nr. 1) einen Einblick in das Repertoire des Liebhaberquartetts.

Konzert am 22. April 2017

Nord – Mitte – West

In der Tat stehen die drei Kompositionen auch dann für regionaltypische Klangfarben, wenn man von der Überformung durch die jeweilige Epoche absieht. So wird man in gewisser Weise Bachs f-moll-Werk eher mit einer Sonate von Rheinberger oder einem Reger-Werk vergleichbar finden können als mit den beiden anderen Stücken des Konzerts.
Ebenso wird man leicht Gemeinsamkeiten zwischen den Franzosen Langlais und Clérambaults finden, obwohl auch hier Jahrhunderte dazwischen liegen.
Und schließlich kann man in Werken von Niels W. Gade, Emils Sjögren oder Jean Sibelius ebenso unmittelbar das Besondere der nordischen Landschaft oder Atmosphäre spüren wie bei dem Schweden Lindberg.

Dieses Konzert möchte nun also nicht so sehr die Gemeinsamkeiten verschiedener Komponisten aus derselben Region Europas aus verschiedenen Epochen vorstellen, sondern dem geneigten Hörer eher die Unterschiede dreier Regionalstile auch unabhängig von den Zeitepochen wahrnehmbar machen. Der Zuhörer mag sich also fragen, wenn es ihm/ihr nicht ohnehin sofort aufscheint, wodurch denn wohl so ein Regionalstil charakterisiert ist und wie man dementsprechend die Unterschiede beschreiben könnte.

Jedem Besucher steht es natürlich vollkommen frei, die drei spannenden Stücke je für sich zu genießen und sich an der Verschiedenheit und Vielfalt der Klänge und Kompositionsweisen zu erfreuen, ohne tiefschürfende Analysen zu versuchen oder sich näher auf den vom Titel nahegelegte Blickwinkel einzulassen.

Dr. Martin Patzlaff