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Stunde der Orgel am 6. April 2024

Text zu Peter Cornelius Neun geistliche Lieder op. 2

1. Pater noster qui es in coelisGerman (Deutsch) 
Des lauten Tages wirre Klänge schweigen,
Und all der Lärm und Drang verschallt, verhallt;
Nun will ich, Vater, Dir mich kindlich neigen,
Nun soll empor zu Dir mein Flehen steigen,
Verleih‘ den Tönen, die mein Mund dir lallt,     Gewalt.

Gleich dem verlornen Sohn mein Herze zaget,
Dem reines Glück sein Heimathparadies verhieß,
Und der nun in der Fremde irrt und klaget,
An keine Pforte mehr zu pochen waget,
Weil überall den Fremdling man verließ,     verstieß.

Nun öffne, Vater, wieder ihm die Arme,
Dass jeder Schmerz, der es durchbebt, entschwebt;
Dass es an Deinem Segenshauch erwarme,
Dass es genesend von der Irrfahrt Harme,
In Deiner Gnade Strahl sich neu belebt.

2. sanctificetur nomen tuum  (Deutsch) 
Die Sterne tönen ewig hohe Weisen im Wunderklang;
Und Wunderklang und hellen Psalmensang
Gabst du auch meiner Seele, dich zu preisen.
Wenn deinen Blumen gleich die Seele blühte nur einen Tag,
Den einen Tag mit lichtem Flügelschlag
Schwebte sie auf im Strahle deiner Güte.
Doch mag der Leib im Staube auch verwehen, die Seele lebt;
Die Seele lebt, weil sie dein Geist [umschwebt]1,
Weil sie dich ahnte, kann sie nie vergehen.
Sie wird von Stern zu Stern empor sich schwingen in Ewigkeit,
In Ewigkeit darf deiner Herrlichkeit,
Darf deiner Güte Preis und Lob sie singen.

3. adveniat regnum tuum
Das sind goldne Himmelspfade,
Die Du, Gott, herniedersteigst,
Wenn Du Dich im Mild‘ und Gnade
Einem reinen Herzen neigst,
Das Dir eine Krone weiht
Und ein Reich, darin Du wohnest,
Einen Thron, darauf Du thronest
Recht in Himmelsherrlichkeit.
Ach, mein Herz ist voller Fehle,
Findest keine Krone dort;
Doch gesund wird meine Seele,
Sprichst Du nur ein einzig Wort.
Gott der Milde, Gott der Gnade,
Schaff‘ in mir ein reines Herz,
Komm‘, ach, komme niederwärts,
Komm‘ auf goldnem Himmelspfade!

4. fiat voluntas tua
Segne, Herz, den Freudentag,
Den der Herr Dir spende,
Dass er’s fröhlich wende,
Dank‘ ohn‘ Ende
Jubelnd ihm Dein Schlag.

Aber Heil der Schmerzensnacht!
Traue Gottes Wegen,
Da Du wach gelegen,
Hat sein Segen
Treu mit Dir gewacht.

Folgt auch, wie die Nacht dem Tag,
Dir auf Wonne Leiden,
Der da schuf die beiden,
Wird entscheiden,

5. panem nostrum quotidianum da nobis hodie
Der Du im Feld die Vöglein nährst
Und Speise mir und Trank gewährst,
Dir dank‘ ich, dass Du mein gedenkst,
Mir Deines Segens Fülle schenkst.
Doch leb‘ ich nicht von Brot allein,
Drum mögst Du, Herr, stets mit mir sein,
Weil jedes Wort der Seele frommt,
Das aus dem Munde Gottes kommt.
Und Speise, die mein Geist begehrt,
Sei mir im Tode noch gewährt:
Dass Liebe einst ein Kreuz mir setzt,
Und es mit Herzenstränen netzt.

6. et dimitte nobis debita nostra
Nachts, wenn sich Sturmwind wild erhebt
Und Reue Dir im Innern wacht,
Dann bebt Dein Herz in dunkler Nacht
So schmerzlich wie’s noch nie gebebt,
Du ringst, in tiefster Brust verzagt
Umsonst nach Trost, umsonst nach Licht,
Weil durch den Sturm, noch lauter spricht
Dein eigen Herz, das dich verklagt;
Doch ob der Sturm auch schweigen mag
Und laue Luft Dich lind umspült,
Wenn tiefe Reu die Seele fühlt,
Bebt sie im Sturm [am ruh’gen]1 Tag.
Dann preisen Vöglein Gottes Huld
Und singen hell zu ihm empor,
Dir aber dröhnt ihr Sang in’s Ohr
Wie herbe Klag‘ um Deine Schuld.

7. sicut et nos dimittimus debitoribus nostris
Nun lasse ganz der Seele Flug
Zu dir, o Herr, mich heben,
[Lehr‘]1 mich Feindes Schuld und Trug vergeben,
Nicht soll des Hasses trüber Wahn
Mir [Geist und Sinn]2 umweben.
Ich will, o Herr, wie Du getan: Vergeben.
Tönt einst Dein Richterruf herab
Zu ew’gem Tod und Leben,

8. et ne nos inducas in tentationenem
Als Du auf Erden, Herr, geweilt,
Hast alle Kranken du geheilt;
Von jedem Weh Erlösung fand,
Wen Du berührt mit deiner Hand,
Gestreift mit deines Kleides Rand.
Der Blinde sehend vor Dir stund,
Der Stumme tat’s dem Tauben kund.
Du heiltest Alles, was da wund;
Und zu dem Toten sprach dein Mund:
„Steh‘ auf und wandle!”
Herr! Meine Seele liegt im Staub,
Ist krank und blind und stumm und taub;
Sprießt auch ein Quell, der Heilung schafft,
Ihn zu erreichen fehlt’s an Kraft:
O wär‘ ich frei aus Sündenhaft,
O dürft‘ ich schaun Dein Angesicht,
Darum das goldne Himmelslicht
Viel strahlenhelle Glorien flicht,
Und hören, wie Dein Mund mir spricht:
„Steh‘ auf und wandle!”

9. sed libera nos a malo
Heil’ge Liebe, flammend Herz,
Wolle ganz die Welt durchdringen,
Daß die Seelen allerwärts
Liebeglühend sich umschlingen,
Vater, der den Sohn gesandt,
Daß ein Weg zum Heil uns bliebe,
Rett‘ uns aus des Bösen Hand     durch die Liebe.

Heil’ger Glauben, Kreuzesbild,
Leit‘ uns fest durch Lebensstürme,
Ob auch drohend sich und wild,
Woge rings auf Woge thürme.
Sohn, durch den wir Gott erkannt,
Laß uns diesen Hort nicht rauben,
Rett‘ uns aus des Bösen Hand     durch den Glauben.

Heil’ge Hoffnung, Anker du,
Senke tief dich in die Herzen,
Gieb im Kampf uns süße Ruh‘,
Und in Wonnen wandle Schmerzen.
Geist des Trostes, unverwandt,
Zeige uns den Himmel offen,
Rett‘ uns aus des Bösen Hand durch das Hoffen!

Konzert am 24.10.2020

Max Reger, 1873-1916

Zwölf geistliche Lieder, op.137

(1) Wenn mein Stündlein fürhanden ist,
und soll hinfahr’n mein‘ Straßen,
so g’leit du mich, Herr Jesu Christ,
mit Hilf mich nicht verlasse;
mein‘ Seel‘ an meinem letzten End‘
befehl ich dir in deine Händ‘,
du wollst sie mir bewahren.
Mein‘ Sünd‘ mich werden kränken sehr,
mein G’wissen wird mich nagen,
denn ihr’r sind viel‘ wie Sand am Meer,
doch will ich nicht verzagen;
gedenken will ich an dein‘ Tod,
Herr Jesu, und dein‘ Wunden rot,
die werden mich erhalten.

(2) Dein Wille, Herr, geschehe!
Verdunkelt schweigt das Land,
Im Zug der Wetter sehe
ich schauernd deine Hand.
O mit uns Sündern gehe
erbarmend ins Gericht!
Ich beug‘ im tiefsten Wehe
zum Staub mein Angesicht.
Dein Wille, Herr, geschehe!

(5) O Herre Gott, nimm du von mir
alles, was mich wendet von dir.
O Herre Gott, wöllst geben mir,
was mich kehrt allezeit zu dir.
O Herre Gott, nimm mich auch mir
und gib mich ganz zu eigen dir.

(6) Christ, deines Geistes Süßigkeit
in mir bereit‘, nach Willen deiner Mutter.
Dein Gewalt ist hier auf Erden breit,
drum allezeit
lob ich dich Herre, Guter.
Hilf mir durch deiner Namen drei!
Hilf dass ich hier nicht verfalle
der kranken Welt Unstetigkeit,
die bringet Leid
als wie ein bitter, bitter Galle.
Nun sollen wir alle gar mit Schalle
loben den viel süßen Christ,
daß der Gute, daß der Gute
mit seinem Blute
uns zu Hilfe kommen ist.

(7) Geht nun hin und grabt mein Grab,
denn ich bin des Wanderns müde!
Von der Erde scheid ich ab,
denn mir ruft des Himmels Friede,
denn mir ruft die süße Ruh
von den Engeln droben zu.
Darum letzte gute Nacht!
Sonn und Mond und liebe Sterne,
fahret wohl mit eurer Pracht!
Denn ich reis in weite Ferne,
reise hin zum jenem Glanz,
worin ihr verschwindet ganz.

(11) O Ursprung aller Brunnen,
wie willst du so gar versiegen?
Trost aller Herzen,
wie bist du geschwiegen?
Blume aller Schönen,
wie bist du so gar verblichen?
Licht aller der Welt,
wie bist du gar so dunkel worden?
Ewiges Leben,
bist du gestorben?

(12) O Jesu Christ, wir warten dein,
dein heiliges Wort leucht uns so fein.
Am End der Welt bleib nicht lang aus
und führ uns in deins Vaters Haus.
Du bist die liebe Sonne klar,
wer an dich glaubt, der ist fürwahr
ein Kind der ewigen Seligkeit,
die deinen Christen ist bereit.
Wir danken dir, wir loben dich
hie zeitlich und dort ewiglich
für deine große Barmherzigkeit
von nun an bis in Ewigkeit.

Zwei geistliche Lieder, op.105

Wenn in bangen trüben Stunden
Unser Herz beinah verzagt,
Wenn von Krankheit überwunden
Angst in unserm Innern nagt;
Wir der Treugeliebten denken,
Wie sie Gram und Kummer drückt,
Wolken unsern Blick beschränken,
Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt:
O! dann neigt sich Gott herüber,
Seine Liebe kommt uns nah,
Sehnen wir uns dann hinüber,
Steht sein Engel vor uns da,
Bringt den Kelch des frischen Lebens,
Lispelt Mut und Trost uns zu;
Und wir beten nicht vergebens
Auch für der Geliebten Ruh.
Meine Seele ist still zu Gott,
der mir hilft. Denn er ist mein Hort,
meine Hülfe, mein Schutz,
dass mich kein Fall stürzen wird,
wie groß er ist. Hoffet auf ihn allezeit,
schüttet euer Herz vor ihm aus.
Gott ist unsere Zuversicht,
unsere Zuversicht.